Unsere Partner
Kategorien
Allgemein

Bismarck Zweirad Museum

Das Bismarck Zweirad-Museum – in historischem Gebäude
Die „Fahrradwerke Bismarck GmbH“ wurde im Jahre 1896 in Radevormwald (Bergisches Land) gegründet und im April 1897 begann die Fahrradproduktion. Der Firmenname war bewusst gewählt, galt der Name Bismarck doch damals für viele Menschen als Qualitätsmerkmal. Der Altreichskanzler Fürst Otto von Bismarck persönlich gab die Erlaubnis für die Namensnennung. Auch wenn der Schwerpunkt der Firma stets auf der Herstellung von Fahrrädern lag, wurden im Laufe der Jahrzehnte auch Mopeds, Motorräder und sogar Nähmaschinen produziert. In den 1950er Jahren sank die Nachfrage nach Zweirädern und die Firma Bismarck musste schließlich 1957, wie viele andere Zweiradhersteller auch, Konkurs anmelden.

Bismarck Fahrräder
Die Produktion von Fahrrädern sollte für die Firma Bismarck zu Erfolgsmodell werden. Bereits 15 Jahre nach Betriebsgründung wurde im Jahre 1911 das 100.000.ste Fahrrad gebaut. Etwa 55% der Gesamtproduktion ging in den Export. Da der Name Bismarck nicht überall auf der Welt einen guten Ruf hatte, wie in dem Deutschen Kaiserreich, wurden die Fahrräder in den nordischen Exportländern unter dem Namen “Skandia“ und in Bayern unter dem geschützten Namen “Siegfried“ vertrieben. In den 1930er Jahren wurden auch Diensträder für Polizei und Wehrmacht produziert. Im Laufe der nächsten Jahre fielen die Fahrräder der Marke Bismarck durch viele innovative Details und vor allem Qualität auf. Die Firma unterhielt zudem einen eigenen Rennstall und errang vor allem 1951 und 1952 hervorragende Ergebnisse.

Motorräder der Marke Bismarck
Schon früh entschloss sich die Firmenleitung auch ein Bismarck-Motor-Zweirad zu bauen. Im Jahre 1905 entstanden wohl zwei Prototypen, die mit ZEDEL-Motoren (Schweizer Motorenbauer) ausgestattet waren. Obwohl es Fotos und einen eigenen Verkaufsprospekt mit Verkaufspreisen gab, kam es nicht zur Serienfertigung.

Ab Anfang der 1930er Jahre produzierte die Firma Sachs einen 74 ccm Anbaumotor (1,2 PS bei 3000 U/min). Viele Fahrradfirmen erweiterten daraufhin ihr Angebot durch die Herstellung von Motor-Fahrrädern. Auch die Firma Bismarck vermarktete solche Fahrzeuge und begann schon frühzeitig, die zu schwachen Fahrradrahmen durch stärkere Rahmen zu ersetzen. Im Museum ist ein seltenes Exemplar von 1937 /38 mit Sachs-Hinterradnarbenmotor ausgestellt.
Im Jahre 1936 startete die Produktion von Leichtmotorrädern, ausgestattet mit 98 ccm Sachmotoren (2,3 PS bei 3.200 U/min). Dieses Modell gab es als Herren- und Damenmodell (tiefergezogener Rahmen), das auch im Museum ausgestellt ist.

Im Jahre 1949 konstruierte der Ingenieur Emil Fischer, vormals beschäftigt bei der Firma “Deutsche Werke“ (D-Rad) und Fichtel & Sachs, innerhalb von drei Monaten ein Motorrad. Besonders der Fahrkomfort begeisterte die Fachpresse. Die entwickelte Teleskopgabel (bisher waren Trapezfedergabeln verbaut) ermöglichte einen Federweg von 90 mm. Der Hinterradrahmen war als Schwingpendelrahmen ausgebildet. Durch eine schwingungsgedämpfte Gummifeder wurden alle Stöße aufgenommen. Zunächst war das Motorrad mit einem 125 ccm Ilo-Motor (Sachs hatte diese Motorklasse nicht im Angebot) bestückt, später folgten Modelle mit 100 ccm, 150 ccm und schließlich 175 ccm – Motoren. Um die Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen, startet im September 1951 eine kleine Expedition, ausgestattet mit einer Bismarck LM 125K, zu einer Reise von München nach Kapstadt. Ein Modell der Werbetour, die ohne nennenswerte Probleme absolviert wurde, steht im Museum.

In den 1950er Jahren wurden auch bei der Firma Bismarck einige Mopeds mit Sachs-Motoren angeboten, die auch in der Ausstellung vertreten sind.

Bismarck Berg wie Tal
Von 1936 bis 1940 produzierte die Firma Bismarck ein Fahrrad mit Zweigangschaltung. Das patentierte Zweigang-Wechsel-Kettengetriebe war im Tretlager integriert. Die gesamte Mechanik der Gangschaltung lang in einem mit Öl gefüllten Gehäuse, wodurch der Verschleiß und die Reibungsverluste minimiert wurde. Um den Fahrkomfort zu erhöhen, wurde ein Tiefbettrahmen, Ballonreifen der Größe 26×1,75 x 2“ und eine längerer Vorderrahmen (günstige Gewichtsverteilung) verbaut. Der Einstiegspreis für das Fahrrad lag 1936 bei 116,- RM (Reichsmark), der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters bei 143,- RM. Nach dem Krieg wurden noch einige Fahrräder aus Vorkriegsersatzteilen zusammengebaut. In dem Museum werden gleich zwei dieser seltenen Fahrräder ausgestellt.

Nähmaschinen
Ende der 1940er Jahre suchte die Firma Bismarck nach neuen Geschäftsfeldern, um sich breiter aufzustellen. Zur selben Zeit (im Jahre 1947) wurde die Firma R. Koch, Victoria-Nähmaschinenfabrik (älteste Nähmaschinenfabrik im mitteldeutschen Raum) durch die Führung der DDR enteignet. Die Geschäftsführung verlegte daraufhin den Firmensitz nach Radevormwald. Die Firma Bismarck übernahm die Bau- und Markenrechte und produzierte so auch Nähmaschinen. Dieser Geschäftszweig wurde aber schnell wieder aufgegeben.

Ausstellung in historischen Räumen
Das Museum befindet sich in den ehemaligen Büroräumen der Firma Bismarck. Es gibt in Deutschland, mit Ausnahme der Firmenmuseen, wohl nur vier weitere Museen, die in den historischen Firmenräumen ausstellen. Es sind dies das August Horch Museum (Zwickau), das Automuseum Dr. Carl Benz (Ladenburg), die AWD-Sammlung (Ratingen) und die AWE-Automobile Welt Eisenach.

Bismarck Zweirad-Museum
Leimholer Str. 3

42477 Radevormwald

www.ig-bismarck.de

Weitere Informationen zu Oldtimermuseen gibt es unter:

ADAC Klassik, Rubrik Oldtimermuseen www.adac.de/klassik

Text: Dieter Lammersdorf

Bildquellen: Dieter Lammersdorf