Das Schloss Augustusburg – Sachsens bedeutendste Renaissance-Anlage – beherbergt neben anderen sehenswerten Ausstellungen ein Motorradmuseum. Es gehört sicherlich zu den bedeutendsten und umfangreichsten Zweiradsammlungen Europas. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.200 m² wird anhand von 175 Exponaten die technische Entwicklung des Motorrades von 1885 bis heute eindrucksvoll in Szene gesetzt.
In der DDR wird eine private Idee umgesetzt
Rudi Hiller, Kundendienstleiter vom VEB Motorradwerk MZ hatte eine große Leidenschaft: Er sammelte Unterlagen über Motorräder. In den 1950er Jahren hatte er schließlich die Idee in Zschopau ein Zweiradmuseum zu errichten.
Dies war jedoch in der damaligen DDR als Privatmann sehr schwer umzusetzen. Schließlich konnte er den Zschopauer Vertriebsleiter Herrn Dr.Tietze von der Idee begeistern und mit weiteren Unterstützern schafften sie das fast Unmögliche und überzeugten die zuständigen Stellen. Den Grundstock für das Museum bildeten einige Zweiräder der einstmals sehr umfangreichen Sammlung des ehemaligen DKW-Werksmuseums. Hinzu kamen einige MZ-Serien-, Renn- und Gelände-Motorräder und das Hiller-Archiv. Um die Sammlung zu vervollständigen bekamen die „Macher“ vom Staat ein Budget und die Erlaubnis über Zeitungsanzeigen historische Zweiräder in der gesamten DDR aufzukaufen.
Am 1. Oktober 1961, also wenige Tage nach dem Berliner Mauerbau, konnte das „Zweitakt-Motorrad-Museum“ (heute Motorradmuseum Augustusburg) im leerstehenden Küchentrakt des Schlosses offiziell eröffnet werden.
Zunächst lag das Hauptaugenmerk auf Zweitaktmotorräder
Die Ausstellung präsentiert auf zwei Etagen und in 18 Räumen und Sälen die bewegte Geschichte des motorisierten Zweirades. Aufgeteilt in den drei Abteilungen: Motorradgeschichte, Motorsport, Zweitakt-Motorräder und einer jährlich wechselnden Sonderausstellung lässt es jeden Motorradbegeisterten das Herz höher schlagen. Bei Gründung des Museums lag das Hauptaugenmerk auf Motorrädern mit Zweitaktmotoren. So verwundert es kaum, dass der Ausstellungsbereich „Zweitakt-Motorräder“ in Fachkreisen als eine der anerkanntesten Ausstellungen gilt. Neben der Entwicklungsgeschichte des Zweitaktmotors wird auch auf die Bedeutung und den historischen Einfluss des Zweitaktmotors auf die Massenmotorisierung hingewiesen.
DKW Fahrzeuge und das Firmenarchiv bildeten die Grundlage des Museums
Da die Fahrzeuge des alten DKW-Werksmuseums in Zschopau den Grundstock für das Museum bildeten, ist es selbstverständlich, dass viele Fahrzeuge diese Marke vertreten sind.
Bereits 1904 gründete der Däne Jorgen Rasmussen mit Carl Ernst in Zschopau seine erste Firma, siedelte bereits 1906 nach Zschopau und entwickelte schließlich 1916/17 einen Dampfkraftwagen. 1921 produzierte er aus einem Zweitakt-Spielzeugmotor (die Rechte hatte er von dem Autopionier Hugo Ruppe erworben) den DKW Fahrradhilfsmotor (Das Kleine Wunder). Bereits im Jahr 1921 wurden hiervon über 10.000 Stück gebaut und bildeten den Grundstock für den Erfolg der Marke DKW. Aus diesen Anfängen und den späteren Jahren sind sehr viele Modelle zu sehen (Fahrradhilfsmotor-1921, Golem Sesselrad-1922, Reichsfahrtmodell-1922, DKW SM – Stahlmodell-1924, E 200/206-1928).
Alle ausgestellten Fahrzeuge zu nennen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Abschließend muss aber auf die vielen anderen ausgestellten Motorräder aus sächsischer Produktion hingewiesen werden. Schließlich gab es hier in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts immerhin 58 Zweiradproduzenten (Wanderer, Schüttoff, Presto, Elite, …)!
Von IFA, MZ bis Simson
Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bilden natürlich die Zweiräder, die in der ehemaligen DDR produziert wurden (DKW-IFA, IFA, MZ, Simson…). Dass der Motorsport auch in der DDR einen hohen Stellenwert genoss, wird an den vielen
ausgestellten Cross- und Rennmaschinen, von denen einige Einzelstücke sind, deutlich.
Aufgrund der zentralen Steuerung der Industrie in der DDR war die Motorradproduktion (anders als in Westdeutschland) auf wenige Standorte (Eisenach, Ludwigsfelde, Suhl und Zschopau) begrenzt.
Der Besuch lohnt sich
Die Ausstellung gehört in ihrer Komplexität zu den bedeutendsten und anspruchsvollsten Zweiradsammlungen Europas. Erwähnt seien hier beispielhaft die Ausstellungsbereiche: „Vom Laufrad zum Serienmotorrad”, „Motorradsportentwicklung in England, Europa, und den USA”; „bedeutende deutsche Hersteller von Viertaktmotorädern” „Neuanfang von MZ”.
Abschließend muss noch auf ein Zweirad besonders hingewiesen werden. Siegfried Rossberg aus Luckenwalde gebaute ein strahlgetriebene Zweirad. Als Treibstoff
dient Wasser, das auf eine Arbeitstemperatur von 250° C (40 bar) erhitzt wurde. Mit einer Schubkraft von 120 kp (ca. 1,17 KN) erreichte das Motorrad in 4-5 Sekunden eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Allerdings dauerte die Aufheizzeit etwa 2 Stunden und der “Tankinhalt” reichte für eine Fahrtstrecke von 120 Metern.
Regelmäßig finden am Museum Oldtimertreffen statt. Das bekannteste ist sicherlich das Motorrad-Wintertreffen, das seit 1980 immer im Januar stattfinden.
Motorradmuseum Schloss Augustusburg
09573 Augustusburg
Schloss Augustusburg | Die Sehenswerten Drei (die-sehenswerten-drei.de)
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Weitere Informationen zu Oldtimermuseen gibt es unter:
ADAC Klassik, Rubrik Oldtimermuseen www.adac.de/klassik
unter:www.Oldtimermuseen.de
Text: Dieter Lammersdorf
Bildquellen: Dieter Lammersdorf