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Sächsisches Nutzfahrzeugmuseum

Die Oldtimer-Museumslandschaft in Deutschland ist mit seinen über 300 öffentlich zugänglichen Museen sehr vielfältig. Es gibt auch einige Museen, die in ihren Ausstellungsräumen einzelne Nutzfahrzeuge präsentieren. Aber nur zwei der über 300 Museen haben sich auf Nutzfahrzeuge spezialisiert. Neben dem Nutzfahrzeugmuseum Willich ist dies das Sächsische Nutzfahrzeugmuseum in Hartmannsdorf.

Sachsen – Hochburg der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie
Es könnte die eine Millionen-Frage bei „Wer wird Million“ (Günter Jauch) sein: In welchen Gebiet in Deutschland gab es im letzten Jahrhundert über 10 Nutzfahrzeughersteller? Es ist nicht die Region um Stuttgart oder Frankfurt oder das Ruhrgebiet, sondern Sachsen. Von 1900 bis 1991 gab es in Sachsen immerhin 14 Standorte an denen Nutzfahrzeuge produziert wurden. Hier war Jahrzehnte lang die größte Dichte an Nutzfahrzeugherstellern in Deutschland. Es waren die Firmen:

  • Audi-Werke AG Zwickau (1909-1932)
  • August Horch & CIE. Motorenwagen AG Zwickau (1904-1932)
  • AUTO UNION AG Chemnitz (1932-1945)
  • DUX-Automobilwerke AG Leipzig (1895-1926)
  • Dresdener Gasmotorenfabrik AG (1884-1926)
  • Elite Werke AG Brand-Erbisdorf (1911-1931)
  • Emil Hermann Nacke Coswig (1891-1929)
  • Presto-Werke Günther & Co. AG Chemnitz (1897-1935)
  • Hebezeugwerk Sebnitz (1912-1971)
  • IFA VEB Horch/VEB Sachsenring (1945-1990)
  • Markranstädter Automobilfabrik Hugo Ruppe GmbH (1907-1925)
  • VEB Barkas Werke Karl-Marx-Stadt (1923-1991)
  • VEB Robur-Werke Zittau (1880-1990)
  • VEB Kraftfahrzeugwerk “Ernst Grube” Werdau (1898-1990)
  • Vogtländische Maschinenfabrik AG Plauen (1881-1945)

Nutzfahrzeuge soweit das Auge reicht

Auf einer Ausstellungsfläche von 1.400 qm befinden sich etwa 50 restaurierte Fahrzeuge (Baufahrzeuge, Transportfahrzeuge, Feuerwehrfahrzeuge, Militärfahrzeuge und Omnibusse). Vertreten sind Fahrzeuge der Marken VOMAG, VEB Kraftfahrzeugwerk “Ernst Grube” Werdau, Barkas, Phänomen / Robur. Hinzu kommen Autokräne aus dem Hebezeugwerk Sebnitz und sogar ein Elektro-Barkas 1000. Nutzfahrzeuge nicht sächsischer Hersteller wie Mercedes Benz, Magirus, Borgward, Opel, Hansa-Lloyd, Ford, Chevrolet oder Steyr komplettieren die Ausstellung.

Im Sächsischen Nutzfahrzeugmuseum wird der Bogen gespannt vom ältesten ausgestellten Nutzfahrzeug, ein Presto von 1913, bis hin zum jüngsten Fahrzeug, ein Robur LO 3000 aus dem Jahre 1990.

Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche LKW-Motoren, ein IFA S4000-Schnittmodell in Originalgröße und detaillierte Schautafeln zur Geschichte der sächsischen Nutzfahrzeugindustrie.

Vom Phänomen–Werk zur VEB Robur (1880-1990)

Gustav Hiller gründete 1888 eine Maschinenfabrik um Fahrräder zu bauen. Er entwickelte aber bereits 2 Jahre später (1900) Phänomen-Motor-Zweiräder und ab 1910 Automobile. Ab etwa 1927 baute das Unternehmen schließlich auch Lastkraftwagen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verschickt. Die Firma selbst wurde enteignet und ging in das Volkseigentum über und firmierte zunächst als „Phänomen Werke Zittau“, später unter VEB Kraftfahrzeugwerk Phänomen und ab 1957 als VEB Robur Zittau.

Nach 1945 wurden zunächst Fahrzeugen der Roten Armee repariert und Alltagsgegenstände produziert. Ab 1950 lief schließlich die Serienproduktion des ersten Nachkriegs-LKW Phänomen Granit 27 an (er entsprach weitgehend dem Vorkriegs-LKW Phänomen Granit 1500). Bis 1990 wurden neben Industriemotoren ca. 250.000 Phänomen-Robur-Fahrzeuge gebaut.

Vom DKW-Zulieferbetrieb zum VEB Barkas (1923-1991).

Im Jahre 1923 eröffnete der DKW-Gründer Jorge Rasmussen mit seinen Geschäftspartnern die Metallwerke Frankenberg. Die Firma, mittlerweile nach Hainichen verlegt, wurde in Framo-Werke GmbH (Frankenbergmotorenwerke) umfirmiert. Zunächst stellte die Firma Motorradzubehörteile für das nahe DKW-Werk her. Bereits 1927 wurden Motor-Dreiräder, ab 1932 PKW und schließlich ab 1938 kleine LKW angeboten. Nach dem 2. Weltkrieg wurden zunächst Fahrzeugreparaturen durchgeführt. Ab 1949 stellte die Firma den Kleintransporter V 501, der schon von 1941 – 1943 gebaut wurde, her. Die erste Framo-Neuentwicklung wurde 1951 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahre 1957 erfolgte die Umbenennung von Framo in Barklas und schließlich 1957 in VEB-Barkas-Werke.

Von 1961 bis 1991 wurden etwa 177.656 Barkas B 100 gebaut. Es gab ihn als Kastenwagen, Kofferwagen, Kleinbus und ab 1965 wurde er auch als Pritschenwagen angeboten. Insgesamt gab es wohl bis zu 40 verschiedene Aufbauten für Feuerwehr, Polizei, Feuerwehr und Gefangenentransporte. Hinzu kamen noch Umbauten zu Abschleppwagen, Sattelschleppern, Wohnmobilen und vielem mehr. Ein Barkas 1000 Krankenfahrzeug wurde sogar 1963 auf einer 20 Pf und 1982 auf einer einer 5 Pf-Briefmarke abgelichtet.

1991 sollte die gesamte Produktionsanlage schließlich nach Russland verkauft werden, dies scheiterte jedoch an den hohen Transportkosten und die Produktionsanlage wurde verschrottet.

Das Museum wird vom Verein Historische Nutzfahrzeuge e.V. betrieben

Sächsisches Nutzfahrzeugmuseum
Mühlauer Straße 2 (Gewerbegebiet)
09232 Hartmannsdorf

Willkommen

https://www.facebook.com/SaechsischesNutzfahrzeugmuseum

Weitere Informationen zu Oldtimermuseen gibt es unter:

ADAC Klassik, Rubrik Oldtimermuseen www.adac.de/klassik

Text: Dieter Lammersdorf

Bildquellen: Sächsisches Nutzfahrzeugmuseum